Noch erfordert jeder Schritt ihre volle Kraft und Konzentration. Doch Ursula Ohlig ist wieder auf den Beinen. Und sie freut sich sehr darüber, dass das nur wenige Tage nach ihrer Operation schon möglich ist. In ihrer Küche war die 85-Jährige gestürzt – die Diagnose: Hüftbruch. Nach ihrer erfolgreichen OP wurde sie im Krankenhaus Jülich in die Klinik für Geriatrie und Altersmedizin verlegt. Dort nahm das multidisziplinäre Team seine Arbeit auf. Das Ziel: Ursula Ohlig mit umfassenden therapeutischen Maßnahmen möglichst rasch so fit zu machen, dass sie ihren Alltag später wieder so gut wie vor dem Küchenunfall meistern kann.
„Das ist bei dieser Diagnose keine Selbstverständlichkeit", weiß Konstantinos Chondros. „Bei über 80-jährigen Patienten ist die Prognose bei einem Herzinfarkt besser als bei einer gebrochenen Hüfte", sagt der Chefarzt der Geriatrie und Altersmedizin. Um eine dauerhafte Verschlechterung der Mobilität, der kognitiven Leistungsfähigkeit und schließlich der Lebensqualität zu verhindern, sei es von großer Bedeutung, sofort mit dem postoperativen Therapieprogramm zu starten. „Dafür ist es natürlich sehr wertvoll, hier in Jülich eine Geriatrie zu haben. Denn in der Geriatrie arbeiten Ärzte, speziell geschulte Pflegekräfte und Therapeuten vieler Fachrichtungen Hand in Hand. Ein multiprofessionelles Team, das alle medizinischen, psychologischen und sozialen Aspekte berücksichtigt, die für den Erhalt oder die Wiederherstellung der Lebensqualität unserer betagten Patientinnen und Patienten von Bedeutung sind", erklärt Konstantinos Chondros.
Vernetzung mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen
Seit Mitte Oktober ist der 50-Jährige neuer Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin im Krankenhaus Jülich. Dass seine Einschätzung über die Bedeutung seiner Klinik geteilt wird, hat er seither in vielen Gesprächen auch außerhalb des Krankenhauses erfahren. Vor allem auch bei den Treffen mit niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, zu denen er den intensiven Kontakt sucht. „Die enge Zusammenarbeit ist für den Behandlungserfolg unserer gemeinsamen Patientinnen und Patienten ganz wichtig. Daher ist der intensive Austausch für mich selbstverständlich. Und ich freue mich sehr, dass die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen das genauso sehen."
Stürze wie im Fall von Ursula Ohlig, aber auch Schlaganfälle, Schluckstörungen, Herz-Kreislauferkrankungen, schwere Schmerzzustände und drohende Immobilität sind Auslöser für eine Behandlung in der Geriatrie und Altersmedizin. Meist leiden die Patientinnen und Patienten unter mehreren Erkrankungen und drohen nun durch einen akuten Anlass, pflegebedürftig zu werden. „Unser Ziel ist es, die Fähigkeit, sich selbst zu versorgen, möglichst weitgehend zu erhalten oder wiederherzustellen", sagt der Chefarzt. So könne soziale Isolation vermieden und Lebensqualität erhalten werden.
Die Kompetenz der Teammitglieder aus den unterschiedlichen Disziplinen sei dabei einer von zwei wichtigen Faktoren. „Der andere ist die Menschlichkeit", betont Chondros. „Für unsere Patientinnen und Patienten ist der respektvolle und herzliche Umgang von ganz besonderer Bedeutung. Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass das hier in Jülich von allen Beteiligten gelebt wird."
Ärzteteam wird verstärkt
Froh ist der neue Chefarzt auch darüber, dass er im Krankenhaus Jülich große Unterstützung für die Weiterentwicklung der Geriatrie und Altersmedizin erfährt. „Das Ärzteteam wir personell verstärkt", berichtet Chondros über die kurzfristige Entwicklung. Mittel- und langfristig kann er sich unter anderem den Aufbau eines ambulanten geriatrischen Angebots und Kooperationen am Standort vorstellen – beispielsweise mit dem Campus Jülich der FH Aachen: „Unsere Patienten können direkt von den Innovationen aus der Wissenschaft profitieren, und wir können die Innovationen durch unsere praktische Erfahrung fördern." Bei allem geht es Konstantinos Chondros darum, den betagten Menschen in Jülich und Umgebung die bestmögliche Behandlung zu bieten. „Dazu gehört ein starkes Netzwerk", sagt der Chefarzt. „Und nach den ersten Wochen habe ich den Eindruck: Bei diesem Ziel hält Jülich fest zusammen."