Die Gesundheitsstunde dauerte dann doch etwas länger als 60 Minuten. Zu groß war das Interesse der Besucher, beim Informationsabend im Krankenhaus Jülich mit den Ärzten der Klinik für Innere Medizin ins Gespräch zu kommen. Mit den Themen Herzrhythmusstörungen und Darmspiegelung zur Krebsvorsorge hatten die Mediziner offensichtlich eine gute Wahl getroffen. Den informativen Vorträgen folgte der direkte Austausch mit den Besuchern, bei dem keine Frage unbeantwortet blieb.
Jülicher Gesundheitsstunde heißt das neue Format, in dem das Krankenhaus Jülich im monatlichen Rhythmus in kompakter und gut verständlicher Form über Themen aus allen Fachgebieten informieren möchte. Zum Start hatte sich die Innere Medizin dazu entschieden, über ein Krankheitsbild und ein Thema der Krankheitsprävention zu sprechen.
Nachdem Chefarzt Dr. Christoph Walter die Gäste begrüßt hatte, berichtete Dr. Jaswant Singh, Oberarzt der Klinik, über das Herz, das aus dem Takt gerät. „Rund 36 Millionen Mal schlägt unser Herz im Jahr. Das ist Schwerstarbeit und es ist nicht verwunderlich, dass es dabei auch zu Unregelmäßigkeiten kommen kann", sagte der Kardiologe. Kommt es zu Herzrhythmusstörungen sei die Bandbreite der Symptome groß. Während die Taktstörungen vielfach zunächst gar nicht bemerkt werden, können in schwereren Fällen Herzrasen, Herzenge, Schwindel, Benommenheit, Verwirrtheit, kurzzeitiger Bewusstseinsverlust oder auch Seh- und Sprachstörungen auftreten, erklärte Dr. Singh. Genauso vielfältig seien die Ursachen von Herzrhythmusstörungen: Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Herzmuskelentzündung, aber auch Stress, Medikamente oder eine Schilddrüsenerkrankung. Der Kardiologe berichtete über die diagnostischen Optionen, zu denen inzwischen auch die Implantation eines Ereignis-Rekorders gehört, mit dessen Hilfe sogar Rhythmusstörungen erkannt werden, die aufgrund ihrer Seltenheit durch ein Langzeit-EKG nicht erfasst werden können. Abschließend stellte Dr. Singh die Behandlungsmöglichkeiten vor, die von Medikamenten über Ablationen (kathetergestützte Verödung von Herzmuskelgewebe) bis zur Implantation von Schrittmachern oder Defibrillatoren reicht.
Im zweiten Teil der Gesundheitsstunde berichtete Uwe Domogalski, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin, über die einzige Untersuchung zur Krebsvorsorge, die nicht nur der Früherkennung dient, sondern auch direkt heilen kann. „Mit Hilfe der Darmspiegelung können wir Darmkrebs früh entdecken und seine Vorstufen entfernen", sagte der Gastroenterologe und veranschaulichte anschließend mit bewegten „Live-Bildern", wie eine Darmspiegelung genau funktioniert. Dabei sahen die Besucher, wie Polypen, aus denen sich ein Darmkrebs entwickeln kann, mit einem Endoskop, das mit Kamera und Lichtquelle ausgestattet ist, sichtbar gemacht und dann mit einer Schlinge oder Zange des Endoskops von der Darmwand gelöst werden. Domogalski schilderte ausführlich den Ablauf der Untersuchung, während der sich der Patient in einem Dämmerschlaf befindet. Er machte deutlich, dass niemand Angst haben muss vor der Darmspiegelung, die für Männer ab 50 Jahren als Krebsvorsorge vorgesehen ist und für Frauen ab 55 Jahren. In zehn Jahren seien alleine in Deutschland 180.000 Darmkrebserkrankungen durch die Darmspiegelung verhindert worden, betonte der Leitende Oberarzt und appellierte mit dieser und weiteren aussagekräftigen Statistiken daran, die oft lebensrettende Vorsorgechance auf jeden Fall zu nutzen.