Mit medizinischer Hilfe aus Jülich auf dem Weg zu den Profis
Wenn Arthur Coine Neves auf den Tivoli blickt, dann leuchten seine Augen. „Vor 30.000 Zuschauern in dieser Atmosphäre aufzulaufen – das wäre es", schwärmt der 17-Jährige. Für den jungen Brasilianer, der vor fünf Jahren nach Deutschland kam, ist das Profiteam der Aachener Alemannia ganz klar das Ziel. Und als technisch versierter Mittelfeldspieler in der Alemannia-A-Jugend ist er auf einem guten Weg dorthin. Doch aktuell braucht Arthur vor allem eines: Geduld. Denn der begabte Kicker hat sich vor fünf Monaten eine Verletzung zugezogen, die Fußballer vielleicht am meisten fürchten: In einer unglücklichen Spielsituation riss sein vorderes Kreuzband.
„Das vordere Kreuzband ist eines der vier großen Bänder, die dem Kniegelenk die Stabilität geben", erklärt Dr. Michael Lörken, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie im Krankenhaus Jülich. „Es ist das Band, das am häufigsten reißt – gerade bei Fußballern, wenn sie sich das Knie verdrehen." Nicht immer muss ein Kreuzbandriss operiert werden. Bei einer konservativen Behandlung sollen in einer Reha die Muskeln, die dem Knie Halt geben, so gestärkt werden, dass sie die Aufgaben des fehlenden Kreuzbands übernehmen können. „Aber bei sportlich aktiven Menschen und gerade bei Leistungssportlern sollte das Knie nach einem Riss des vorderen Kreuzbands auf jeden Fall operiert werden", sagt Dr. Lörken. „Nur so gewinnen wir die notwendige Stabilität für eine volle Belastung zurück."
Sehnengewebe als Transplantat
Im Fall des jungen Fußballers, der ein Aachener Gymnasium besucht, stand also außer Frage, dass das Knie operiert werden musste. Dr. Michael Lörken und sein Team nahmen den Eingriff vor. Dabei wurde das gerissene Band durch eine körpereigene Sehne ersetzt. „Wir verwenden dafür eine der Muskelsehnen von der Oberschenkelrückseite. Die Entnahme einer Sehne beeinträchtigt nicht die Muskelfunktion und ist nicht schmerzhaft", erklärt der Chefarzt. Kurz nach der erfolgreichen OP, die komplett arthroskopisch durchgeführt wird, konnte Arthur bereits mit seiner Reha starten. Dass sich der junge Brasilianer jetzt noch einmal bei Dr. Lörken gemeldet hat, hat den Chefarzt sehr gefreut. „Meine Reha läuft super. Alle staunen darüber, wie gut es meinem Knie schon wieder geht", berichtet der 17-Jährige. „Da wollte ich einfach nochmal Danke sagen." Ohne Schmerzen könne er schon wieder joggen – und bald soll es auch für die ersten Übungen mit dem Ball wieder auf den Platz gehen.
„Arthur wird als Alemannia-Nachwuchsspieler physiotherapeutisch sehr gut und intensiv versorgt", sagt Dr. Lörken. „Wenn auch nicht so intensiv wie Profis, die eine Fulltime-Reha machen und bei sehr gutem Verlauf nach sieben oder acht Monaten wieder auf dem Platz stehen. Arthur muss ja noch zur Schule und absolviert die Reha nebenher. Aber so wie es aussieht, kann er wohl im Januar wieder angreifen."
In der höchsten Juniorenliga
Mit seiner Mannschaft spielt er in der U19-DFB-Nachwuchsliga auf allerhöchstem Niveau. Und doch schaffen pro Jahrgang nur sehr wenige Spieler den Sprung zu den Profis. „Es ist ein hohes Ziel. Aber ich gebe alles dafür", versichert Arthur. Ein bisschen noch in der Reha und dann wieder mit voller Kraft auf dem Rasen.