Die Schritte, die schmerzfrei möglich sind, werden immer weniger. In der Fußgängerzone geht es gerade noch von einem Geschäft zum nächsten. Auch wenn die Auslage nicht wirklich interessiert – für eine Pause ist jedes Schaufenster willkommen. So ist eine Erkrankung zu ihrem Namen gekommen, unter der viele Menschen leiden: die Schaufensterkrankheit. Als Auslöser kommt neben Durchblutungsstörungen eine Spinalkanalstenose in Frage. „Dabei werden durch eine Verengung des Rückenmarkkanals die darin verlaufenden Nerven abgeklemmt und gereizt. Das sorgt für die Schmerzen und Schwäche in den Beinen und die damit verbundenen großen Einschränkungen", erklärt Wirbelsäulen-Spezialistin Kristin Aretz. Aber die Fachärztin für Orthopädie hat gute Nachrichten für die Betroffenen: „Mit einem relativ kleinen Eingriff machen wir Sie wieder mobil."
Die 48-Jährige ist neu im Team der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie des Krankenhauses Jülich. Unter der Leitung des neuen Chefarztes Dr. Michael Lörken baut die Klinik ihr Angebot für Patientinnen und Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen aus und hat dafür mit Kristin Aretz eine erfahrene und hochqualifizierte Sektionsleiterin gewonnen.
„In der Wirbelsäulenchirurgie behandeln wir neben den traumatischen und osteoporotischen Wirbelfrakturen alle verschleißbedingten Erkrankungen von Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule", berichtet Kristin Aretz. Im umfassenden Leistungsspektrum gehöre die Behandlung der Spinalkanalstenose zu den Eingriffen, die für die Patienten schonend und schnell eine große Erleichterung bringen. „Die Operation erfolgt minimalinvasiv, wir brauchen nur einen sehr kleinen Hautschnitt", erläutert die Oberärztin. „Wenn nur ein Abschnitt der Wirbelsäule betroffen ist, dauert die OP etwa eine Stunde. Noch am gleichen Tag können Sie wieder aufstehen, im Krankenhaus bleiben Sie in der Regel drei Tage."
Ohne Operation geht es bei einer Spinalkanalstenose in der Regel nicht. Zwar können die Beschwerden durch Medikamente oder physikalische Therapie gemildert werden, ihre Ursache lässt sich aber nur durch einen Eingriff beheben. „Im Spinalkanal, der von den Wirbeln umschlossen ist, liegt geschützt das Rückenmark. Darunter verlaufen die vom Rückenmark abgehenden Nervenfasern", erklärt Kristin Aretz. „Der Kanal ist normalerweise so groß, dass die zahlreichen Nervenfasern darin genug Platz haben. Durch Verschleiß entstehen aber Veränderungen an Bandscheiben, Gelenken und Bändern. Knochengewebe wächst nach innen oder es verdicken sich Kapseln und Bänder. So wird der Kanal enger und enger, die Nerven werden gequetscht und es kommt zu den typischen Symptomen der Schaufensterkrankheit."
Ziel der Operation ist es, die bedrängten Nervenfasern von ihrem Druck zu befreien. Nachdem ein MRT zur genauen Darstellung der Situation und eine Röntgenuntersuchung zur Beurteilung der Statik ein exaktes Bild der Stenose ergeben haben, läuft die Operation unter Einsatz eines Mikroskops. „Dann entfernen wir überflüssiges Knochengewebe und beseitigen alle anderen veränderten Strukturen, die auf die Nerven drücken", sagt Kristin Aretz.
Die Wirbelsäulen-Expertin rät ihren Patientinnen und Patienten dazu, sich in den ersten zwei Wochen nach dem Eingriff noch mit Vorsicht zu bewegen. Danach startet die physiotherapeutische Behandlung, die die Patienten wieder fit für höhere Belastungen macht. „Wir können nicht versprechen, dass die Beschwerden nicht irgendwann wieder auftreten", antwortet Kristin Aretz auf die Frage, die viele Patientinnen und Patienten stellen. „Der Verschleiß geht ja meist weiter und kann auch wieder für eine Verengung sorgen. Aber in aller Regel haben Sie viele Jahre Ruhe."
Wirbelsäulen-Sprechstunde
Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie des Krankenhauses Jülich bietet eine spezielle Wirbelsäulen-Sprechstunde für Patientinnen und Patienten mit Rückenleiden an.
Montag: 12.00 - 14.00 Uhr
Donnerstag: 09.00 - 12.00 Uhr
Weitere Termine nach Vereinbarung (Telefon: 02461 620-2201)