Aus dem Koma zurück ins Leben
Es war ein frohes Wiedersehen auf der Intensivstation des Krankenhauses Jülich. Für Thomas Jann und für das Team, das hier viele Wochen mit ihm um sein Leben gekämpft hat. Der 66-Jährige wollte dafür jetzt noch einmal Danke sagen – und zeigen, dass er tatsächlich ins Leben zurückgefunden hat.
Mit einer schweren Sepsis (Blutvergiftung), vermutlich ausgelöst durch eine Erkältung, war Thomas Jann per Rettungswagen ins Jülicher Krankenhaus gebracht worden. Dort musste er auf der Intensivstation ins künstliche Koma versetzt werden. Nur so konnte der Kreislauf stabilisiert, die Organfunktionen aufrechterhalten und eine Beatmung ermöglicht werden. Zwei Monate dauerte es, bis der Jülicher wieder die Augen öffnen durfte. „Ich habe keine Erinnerung an die Zeit im Koma, wohl aber an die Momente des Aufwachens", berichtet der 66-Jährige: „Ich war zu dem Zeitpunkt ein schwerer Pflegefall, konnte Arme und Beine nicht bewegen. Aber ich hatte gleich das Gefühl, dass sich hier ein Team nicht nur medizinisch, sondern auch menschlich um mich kümmert."
„Er ist uns allen ans Herz gewachsen"
„Der Körper von Herrn Jann hat Zeit gebraucht, dem Angriff die Stirn zu bieten", sagt Dr. Sabine Tack. „Zum Glück hatte er keinen multiresistenten Keim, so dass das Antibiotika wirken konnten und er nach und nach stabiler wurde." Was die Chefärztin an ihrem Patienten fasziniert hat, sind Geduld, Mut und Optimismus: „Er hat in der ganzen Zeit nie geklagt, ist nicht verzweifelt. Nicht nur deshalb ist Herr Jann uns wirklich allen ans Herz gewachsen." „Das habe ich gemerkt", lächelt der Mann, der viele Jahre im Wachdienst des Jülicher Gerichts gearbeitet hat, und erzählt: „An meinem Geburtstag ist die Chefärztin zum ersten Mal mit mir nach draußen gefahren. Und einer der Pfleger hat mit seiner Gitarre für mich gespielt."
Wenige Monate, bevor Thomas Jann ganz plötzlich so schwer erkrankte, musste er bereits einen schlimmen Schicksalsschlag verkraften. Er verlor seine Ehefrau nach langem Krebsleiden. Als ihn die Sepsis traf, stand er mental und körperlich unter diesem Eindruck. „Das war sicherlich ein Grund, warum er dafür anfällig war", sagt Dr. Tack. „Aber grundsätzlich kann eine Sepsis jeden treffen. Daher ist es so wichtig, auf die Symptome zu achten – allen voran hohes Fieber, Verwirrtheit oder ein extremer Schwächeanfall – und bei einem Verdacht schnellstmöglich zu handeln."
Über 100.000 Todesfälle
Über 100.000 Todesfälle durch Sepsis werden in Deutschland jedes Jahr gezählt. Dass er überlebt hat, sei der guten medizinischen Behandlung und der menschlichen Zuwendung zu verdanken, betont Thomas Jann noch einmal und erwähnt auch seine Nichte, die sich um die vielen Dinge gekümmert habe, die in einer solchen Situation von den Angehörigen zu meistern sind. „Ich bin einfach nur dankbar", sagt der ehemalige Intensivpatient, der ins Leben zurückgekehrt ist.