Mit Stoßwellen gegen große Gallensteine
Die Patientin kam mit schlimmen Bauchschmerzen und Fieber. Auslöser war ein großer Gallenstein, der sich zu allem Überfluss noch hartnäckig im Gallengang verklemmt hatte. Jetzt geht es der 80-Jährigen wieder gut. Sie ist die erste Patientin, der im Krankenhaus Jülich mit der EHL, der Elektrohydraulischen Lithotrypsie, geholfen wurde. Dabei handelt es sich um die Zertrümmerung von besonders großen Steinen mit Hilfe von Stoßwellen. Das moderne endoskopische Verfahren ist jetzt Standard in der Inneren Medizin des Jülicher Krankenhauses.
„Das Prinzip der EHL sind mechanische Stoßwellen, die durch schnelle elektrische Entladungen an der Spitze einer Sonde ausgehen. Diese scharfen Druckwellen treffen auf den harten Stein und lassen ihn scharfkantig bersten", erklärt Uwe Domogalski, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin. Die Prozedur werde im Rahmen einer Gallenwegsspiegelung im so genannten „Mutter-Baby-Verfahren" gesteuert, berichtet der Gastroenterologe. „Das über den Mund eingeführte Mutter-Endoskop trägt in seinem Arbeitskanal das filigrane, nur vier Millimeter dicke Baby-Endoskop, das mit seiner Minikamera das Innere des Gallengangs ausleuchtet. So kann die Zertrümmerungs-Sonde millimetergenau gesteuert und der harte Stein in viele kleine Stücke fragmentiert werden." Mit einem Körbchen können diese kleinen Trümmerfragmente anschließend leicht aus dem Gallengang entfernt werden.
Bei der 80-jährigen Patientin hatten Uwe Domogalski und das Team der Endoskopie zunächst mit Hilfe einer Gallenwegsspiegelung erfolgreich eine Plastikprothese angelegt, die den Galle-Aufstau am sperrigen Stein vorbei ableiten konnte. „Jetzt ist uns mit über 100 Stoßwellen-Entladungen die komplette Fragmentierung und Zertrümmerung des harten und über zwei Zentimeter großen Steins gelungen", freuen sich Uwe Domogalski und das gesamte Team über die Erweiterung des therapeutischen Angebots. „So können wir den zahlreichen Patientinnen und Patienten mit Gallensteinerkrankungen auch in schwierigen Extremsituationen Lösungen ohne chirurgischen Eingriff oder Verlegung an ein Universitätsklinikum anbieten".