So kommt die Muskelkraft zurück
Training, Proteine und Vitamin D – das ist die Formel für starke Muskeln auch im Alter. Diesen Tipp und viele weitere wertvolle Informationen gab Konstantinos Chondros den interessierten Besucherinnen und Besuchern in der Jülicher Gesundheitsstunde von Krankenhaus Jülich und AOK. Der Chefarzt der Geriatrie und Altersmedizin berichtete über „Ernährung im Alter". Dabei wurde deutlich, dass es durchaus wichtig ist, mit einer veränderten Ernährung den Veränderungen des Körpers gerecht zu werden.
„Selbstverständlich ist es für die körperliche Fitness in jedem Alter wichtig, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Aber der ältere Mensch braucht von bestimmten Nährstoffen einfach mehr", betonte Konstantinos Chondros. Weil Knochenbrüche in Folge von Stürzen einen sehr großen Teil der klinischen Behandlungen in der Altersmedizin ausmachen, stellte er den Erhalt der Muskelkraft in den Mittelpunkt seines Vortrags. „Bis zum 80. Lebensjahr verliert der Mensch rund 30 Prozent seiner Muskelkraft. In vielen Fällen noch deutlich mehr", erklärte der Geriater. Geringere körperliche Leistungsfähigkeit und höhere Sturzneigung seien die Folge. Um dem entgegenzuwirken, sei es von großer Bedeutung, ausreichend Proteine (Eiweiße) zu sich zu nehmen. „Im Alter heißt das: mindestens 1,2 bis 1,5 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht", sagte der Chefarzt. Über die normale Nahrung sei das kaum zu erreichen. Daher rät der Mediziner dazu, die Nahrung mit Eiweißpulver zu ergänzen. Konkret nannte er Molkeprodukte, die auch Leucin enthalten, eine Aminosäure, die für den Energiehaushalt im Muskelgewebe eine zentrale Rolle spielt. Zu drei Mahlzeiten täglich jeweils 25 Gramm Proteine seien nötig, um neue Muskelkraft aufzubauen. „Ein Jülicher Landei hat etwa 6 Gramm", gab der Chefarzt eine Orientierungshilfe.
Kraft und Koordination trainieren
Auch beim Vitamin D, das ebenfalls den Muskelaufbau fördert, reiche der natürliche Lieferant – die Sonne – leider nicht aus, erklärte Chondros und riet auch dabei zur Ergänzung. Bei der dritten wichtigen Muskelaufbau-Säule, dem Training, sei es sehr wichtig, nicht nur auf die Kraft zu gehen: „Erst durch Koordinationstraining wie Tai Chi oder auch Tanzen kommt die Beweglichkeit zurück, die es ermöglicht, die höhere Muskelkraft in schnelle Reaktionen umzusetzen, um beispielsweise Stürze zu verhindern."
Die Bedeutung von Fettsäuren, vor allem Omega-3-Fettsäuren, für die geistige Frische und Leistungsfähigkeit war ein weiteres Thema der Gesundheitsstunde. Mindestens zweimal pro Woche sollte Fisch auf dem Speiseplan stehen, riet Konstantinos Chondros. Und einen guten Rat hatte er auch für jüngere Menschen: Bitte achtet auf euer Gewicht! „Dicker Bauch mit 50, dement mit 80", zitierte er den Titel einer Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass starkes Übergewicht das Risiko für eine Demenzerkrankung im Alter um das 3,6-fache steigere.